This page contains automatically translated content.

07/02/2020 | Porträts und Geschichten

"Peer Counceling hat mich sofort begeistert"

Portrait: Lenora Micah Jordan

Image: Andreas Fischer

„Ich interessierte mich schon immer dafür, wie Menschen sind. Wie wirken sich biografische Brüche auf ihr Leben aus? Ich wollte lernen, wie man Menschen in Krisen gut begleitet. Bei mir hat eine Borreliose zu einer inkompletten Querschnittlähmung geführt, und nach einem schlimmen Schub war ich 2009 plötzlich auf den Rollstuhl angewiesen. Ich hatte damals gerade mein Diplom in Sozialarbeit und -pädagogik bekommen. Bereits im Rollstuhl begann ich den Master „Soziale Arbeit und Lebenslauf“ und war nebenher in der Forschung tätig. Dabei bin ich auf eine pädagogische Methode gestoßen, die mich sofort begeisterte: Das Peer Counseling. Nach dem Master bekam ich durch das PROMI-Projekt die Chance, zu promovieren. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales finanziert über den sogenannten Ausgleichsfonds einen Teil der Personalkosten.

In meiner Promotion untersuche ich das Konzept des Peer Counseling als professionelle Beratung von und für Menschen mit Behinderung. Inzwischen bin ich selbst ausgebildete Peer-Beraterin. Ich stelle fest, wie positiv sich Menschen mit kognitiven Behinderungen und psychischen Erkrankungen durch das Peer Counseling verändern: Sie werden selbstbewusster, viele wirken lebensfroher und mutiger.

Damals kannte ich in der Uni keine Lehrenden mit Behinderung. Heute kenne ich mehrere „rollende“ Professorinnen und Professoren und sie sind meine Vorbilder. Ihre Leistungen sind durch ihre (Geh-)Behinderung nicht eingeschränkt. Wieso sollten sie auch? Es macht keinen Unterschied, ob lehrende oder forschende Menschen eine Seh- oder Hörbehinderung oder eine chronische Erkrankung haben. Die UN Behindertenrechtskonvention und die Antidiskriminierungsgesetze haben dazu geführt, dass Universitäten in der Regel gut mit dem Rollstuhl befahrbar sind.

Ich forsche zu einem Thema, bei dem es noch viel zu entdecken gibt und bei dem ich sämtliche Perspektiven sehr gut kenne: als Ratsuchende, als Beraterin, als Mensch mit und ohne Behinderung. Und ich unterrichte, korrigiere und bewerte Hausarbeiten, schreibe Gutachten oder gestalte Seminareinheiten. Manchmal lade ich Praktiker der Sozialen Arbeit in meine Seminare ein. Leider sind die Arbeitsverhältnisse für die meisten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler befristet. Außerdem arbeite ich viel, weil es auch viele Verwaltungsaufgaben gibt. Trotzdem ist es mein Traumjob. Ich reise gerne zu Tagungen und schätze die ruhigen Zeiten am Schreibtisch. Ich möchte gerne in der Forschung und Wissenschaft bleiben. Seit zwei Jahren arbeite ich nebenher in der Fort- und Weiterbildung für (Peer-) Beraterinnen und -Berater.