22.03.2024 | Campus-Meldung

Policy Brief: Deutschland trägt durch Wasserverschmutzung zu Wasserknappheit bei

4000 Billionen Liter Wasser – das 90-fache Volumen des Bodensees – würden jährlich benötigt, um die Wasserverschmutzung durch die deutsche Bioökonomie im In- und Ausland unter kritische Schwellenwerte zu verdünnen. Anlässlich des Weltwassertages veröffentlichte eine Forschungsgruppe aus dem Kassel Institute for Sustainability dazu heute einen Policy Brief und fordert darin mehr Aufmerksamkeit für die Folgen von Wasserverschmutzung.

Bild: flickr/GLOBAL2000
Ein Traktor sprüht Pestizide auf ein Feld. Die Forschungsgruppe stellt in ihrer Forschung eine Methode vor, um die Auswirkung der Ausbringung solcher Substanzen auf Grund- und Oberflächenwasser darzustellen, und zeigt erste Ergebnisse im Kontext landwirtschaftlicher Importe nach Deutschland.

Hintergrund ist unter anderem die kürzlich erfolgte Verlängerung der Zulassung von Glyphosat durch die EU-Kommission; denn das Herbizid lässt sich inzwischen weltweit auch im Grundwasser nachweisen. Bisher sei im Zusammenhang mit deutschen Lieferketten wenig beachtet worden, so die Forschenden, inwieweit der Eintrag von Düngemitteln und Pestiziden die Verfügbarkeit von sauberem Wasser beeinträchtigt.

Um den Fußabdruck der Wasserqualität im Zusammenhang mit der deutschen Bioökonomie zu reduzieren, müssten Entscheidungsträger in Politik und Gesellschaft „für die Brennpunkte der Wasserverschmutzung in der deutschen landwirtschaftlichen Lieferkette sensibilisiert werden“, heißt es in dem Policy Brief. Ein Monitoring-Programm könnte dazu beitragen, die größten Brennpunkte zu entschärfen.

Dazu spricht die Forschungsgruppe mehrere Handlungsempfehlungen an politische Entscheidungsträger aus. Darunter:

  • Die Knappheit von sauberem Wasser sollte überwacht und in Entscheidungsprozessen berücksichtigt werden.
  • Eine Förderung der Bioökonomie sollte weder die Entstehung noch die Zunahme regionaler Knappheit von sauberem Wasser weltweit befeuern.
  • Monitoring ist notwendig, um die Situation in Brennpunktgebieten vor Ort zu untersuchen und zu überwachen, und um nicht ungewollt Wasserstress in anderen Regionen zu verschärfen.
  • Es sollten Handlungsmaßstäbe entwickelt werden, um entscheiden zu können, inwieweit agrarische Produkte aus Wasserstressregionen importiert werden sollen, die mit Bewässerung und/oder verbunden mit Schadstoffeinträgen erzeugt werden.

Den vollständigen Policy Brief „Warum Verschmutzung auch Verknappung bedeutet“ finden Sie hier: https://symobio.de/wp-content/uploads/2024/03/PolicyBrief_Wasser.pdf  


Hintergrund zum Forschungsprojekt

Der Policy Brief entstand im Rahmen des Forschungsprojektes SYMOBIO des Center for Environmental Systems Research (CESR) im Kassel Institute for Sustainability der Universität Kassel. SYMOBIO entwickelt die wissenschaftlichen Grundlagen für ein systemisches Monitoring und für die Modellierung der Bioökonomie in Deutschland. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und vom CESR der Universität Kassel koordiniert.

Mehr Infos unter: https://www.uni-kassel.de/forschung/cesr/forschungsprojekte/symobio-20oderwww.monitoring-biooekonomie.de 

 

Kontakt:

Anna Schomberg
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im CESR
Tel. +49 176 438 468 31
E-Mail: anna.schomberg[at]uni-kassel[dot]de


Prof. Dr. Stefan Bringezu
Sprecher des CESR
Tel.: +49 561 804-6115
E-Mail: bringezu[at]cesr[dot]de


Dr.-Ing. Meghan Beck-O'Brien
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im CESR,
Projektleiterin SYMOBIO
E-Mail: meghan.beck-obrien[at]uni-kassel[dot]de