Millionen für Unternehmer-Kultur: Uni Kassel ist jetzt „Gründerhochschule“
Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler zeichnete die Universität Kassel am Mittwochabend in Berlin als eine von drei Siegerinnen des Wettbewerbs „EXIST-Gründungskultur – die Gründerhochschule“ aus. Bewertet wurden in erster Linie Strategien zur Herausbildung einer Kultur des unternehmerischen Denkens und Handelns; diese Strategien sollen sich nicht auf eine beratende Institution beschränken, sondern die gesamte Hochschule durchdringen. Für die weitere Umsetzung ihres Konzepts erhält die Universität in den kommenden drei Jahren nun rund zwei Millionen Euro vom Bund, eine Verlängerung auf fünf Jahre und weitere 800.000 Euro Förderung sind möglich. Die Investitionssumme erhöht sich noch durch Mittel des Landes Hessen und Eigenmittel der Universität, und zwar in einer dreijährigen Laufzeit auf 2,5 Millionen Euro, bei fünf Jahren Laufzeit auf über 4,1 Millionen Euro.
Insgesamt 41 Hochschulen hatten sich in der aktuellen Runde des EXIST-Programms beworben. Am Ende erhielten zwölf Hochschulen eine Förderung. Drei davon erhielten zudem den offiziellen Titel „Gründerhochschule“, neben Kassel sind dies die Universität Lübeck sowie die Universität des Saarlandes. Diese drei Hochschulen sollen in Zukunft eine Vorbildfunktion im Umgang mit dem Thema universitäre Ausgründungen wahrnehmen, wie der Juryvorsitzende Prof. Dr. Thierry Volery von der Universität St. Gallen erklärte.
„Dieser Erfolg ist für uns eine erfreuliche Bestätigung unserer bisherigen Bemühungen, unternehmerisches Denken und Handeln bei unseren Studierenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu fördern“, freute sich Universitätspräsident Prof. Dr. Rolf-Dieter Postlep, der zur Preisverleihung nach Berlin gereist war. „Unternehmergeist zeigt sich für uns nicht nur in der Gründung von Firmen. Wir verstehen Unternehmergeist als eine umfassende Kompetenz, Ideen zu entwickeln und tatkräftig – unter Abwägung von Chancen und Risiken – Wege zu erarbeiten, sie umzusetzen. Dies zu fördern, begreifen wir in Kassel als eine wichtige Aufgabe aller Bereiche der Universität. Für den Aufschwung der Region Nordhessen in den vergangenen Jahren haben Ausgründungen eine ganz wesentliche Rolle gespielt. Die Förderung aus Berlin ermöglicht es uns, unsere Infrastruktur zur Gründungsförderung weiter auszubauen. Das wird zusätzlich positiv in die Region ausstrahlen. Ausgründungen bleiben zudem in der Regel enge Partner in Forschung und Lehre, daher erwarten wir auch stetige positive Rückwirkungen für unsere Kernaufgaben.“
Die Umsetzung des Konzepts beginnt bereits im Sommersemester 2013. Das Geld wird in drei Bereichen angelegt:
- Entwicklung eines fachübergreifenden Lehr-Lern-Konzeptes „Unternehmerisches Denken und Handeln“: Zwei zusätzliche Professuren für „Entrepreneurship Education“ und für „Psychologie unternehmerischen Handelns“ werden eingerichtet und bilden gemeinsam mit den Professuren für Wirtschaftsdidaktik und Wirtschaftspsychologie den Kern eines Kompetenzzentrums. Unternehmerisches Handeln und unternehmerische Schlüsselqualifikationen sollen den Studierenden aller Fachbereiche vermittelt werden. Ziel ist, dass in fünf Jahren die Hälfte aller Studierenden entsprechende Lehrveranstaltungen besuchen.
- Keine Idee soll verloren gehen: Ein Netz von Ideen-Scouts wird geknüpft. Sie identifizieren und unterstützen Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den Fachbereichen mit erfolgversprechenden Produkt- und Geschäftsideen; diese bekommen Gelegenheit, ihre Ideen zu besprechen, zu prüfen und Prototypen zu entwickeln. Die Universität erwartet durch die Stärkung der Ideen- und Verwertungskultur in Zukunft bis zu 150 Gründungsideen pro Jahr im Rahmen des Uni-Wettbewerbs Unikat (2012 wurden 44 Ideen eingereicht).
- In Zusammenarbeit mit der Beteiligungsgesellschaft des Landes Hessen und der Kasseler Sparkasse wird ein Instrument zur Anschubfinanzierung von Start-Ups angeboten. Die Gründerberatung zur Finanzierung und Kapitalakquise, zur Entwicklung von Geschäftsmodellen und zur Organisationsentwicklung wird ausgebaut.
„EXIST“ ist ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie mit dem Ziel, das Gründungsklima an Hochschulen und Forschungseinrichtungen zu verbessern. Die Programmlinie „EXIST-Gründungskultur“ unterstützt Hochschulen dabei, eine hochschulweite Strategie zu formulieren und umzusetzen. In der internationalen Jury sitzen Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft.
Der Wettbewerb „EXIST-Gründungskultur - die Gründerhochschule“ wurde 2012/2013 zum zweiten Mal durchgeführt. 41 Universitäten und Hochschulen beteiligten sich und reichten in einer ersten Runde Ideenskizzen ein; 20 Hochschulen wurden anschließend aufgefordert, daraus eine umfangreiche Strategie zu entwickeln und vorzustellen. Hinzu kommen acht Hochschulen, die im ersten Wettbewerb 2010/2011 nur knapp gescheitert waren und eine zweite Chance bekommen. Aus 27 Endrunden-Kandidaten (eine Hochschule hatte im Verlauf zurückgezogen) wählte die Jury am Mittwoch zehn zur Förderung aus. Drei davon wurden zusätzlich mit dem Prädikat „Gründerhochschule“ ausgezeichnet.
Die Universität Kassel punktete bei den Juroren des EXIST-Wettbewerbs auch mit ihrer bisherigen Bilanz. Seit der Gründung der Universität vor 40 Jahren wurden mehr als 300 Unternehmen aus der Hochschule heraus gegründet. Rund 10.000 Arbeitsplätze in der Region werden direkt oder indirekt durch Ausgründungen bereitgestellt. Bezogen auf die Anzahl der Studierenden zählt die Universität Kassel zu den fünf gründungsstärksten Universitäten in Deutschland, nicht zuletzt weil die Gründungsberatung bereits in der Einrichtung UniKasselTransfer institutionalisiert wurde. Mit dem Science Park Kassel, der Ende 2014 fertig gestellt werden soll, wird die Förderung von Unternehmens-Ausgründungen noch einmal verstärkt. Dort werden Gründer beraten und unterstützt, Veranstaltungen zur Ausbildung unternehmerischer Fähigkeiten angeboten sowie Räume für Gründung, Forschung, Entwicklung und Kooperationen von Hochschule und Wirtschaft bereitgestellt.
Weitere Informationen unter www.exist.de und www.uni-kassel.de/transfer
Dr. Oliver Fromm
Universität Kassel
Geschäftsführer UniKasselTransfer
Tel.: +49 561 804-2734
E-Mail: ofromm[at]uni-kassel[dot]de
Dr. Guido Rijkhoek
Universität Kassel
Kommunikation, Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 0561/804-2217
E-Mail: rijkhoek@uni-kassel.de