Prüfungen & Tipps

Zum Studium an unserer Uni: „[...] Wird dort wirklich studiert oder nur für Klausuren gelernt [...?]”, ein online-Kommentar zu einem Beitrag der HNA vom 21.11.2014

Die Idee ist natürlich, den ganzen Stoff beherrschen zu lernen, nicht nur Versatzstücke davon für die Prüfung; letzteres wäre ja völliger Quatsch!

Sehen Sie sich dazu einfach mal folgendes Video an:

Prüfungen

Prüfungen sollen sicherstellen, dass Sie die Grundzüge des Fachs verstanden und verinnerlicht haben, dass Sie genügend Fachwissen besitzen und in der Lage sind, selbstständig Problemstellungen anzugehen und konkrete Aufgaben zu lösen. 4,0 heißt zwar bestanden, sicherlich aber nicht verstanden.

Was genau an Kenntnissen und Fähigkeiten minimal verlangt wird, können Sie in den Modulbeschreibungen im Modulhandbuch nachsehen: Hier sind Hinweise auf die Art der Fragen und was Sie liefern können müssen, sicherlich aber nicht erschöpfend.

Machen Sie sich ein Bild vom Anspruch, der bei Prüfungen gilt (§14 der Allg. Bestimmungen für Fachprüfungsordnungen der Uni Kassel):

Vorbereitung auf eine schriftliche Prüfung

Bei unseren schriftlichen Prüfungen wird neben dem Verständnis hauptsächlich die Bearbeitung von konkreten Aufgaben gefordert, oft also "rechnen". Wie bereitet man sich darauf vor?

Grundsatz: Zuerst müssen Sie es verstanden haben, dann können Sie dazu üben!

Ziel sollte es sein, den Stoff zu beherrschen, nicht jedoch, "nur" für die Prüfung zu üben. Unterscheiden Sie daher zwischen Lernen (Stoffverständnis und -beherrschung) und Üben (Routine im Durchrechnen). Üben ist erst sinnvoll, wenn Sie den Stoff verstanden haben! Beherrschen Sie den Stoff, werden Sie die Prüfung in jedem Fall gut bestehen und auch in späteren Vorlesungen gut mitkommen. Ein gutes Lernkonzept spart Zeit und lässt sich auch auf andere Veranstaltungsarten übertragen. Hier ein paar Tipps, wie Sie das erreichen können.

Lernen und Üben zur Prüfungsvorbereitung in 4 Schritten

1. Schritt: Hausübungen lösen in der Lerngruppe (semesterbegleitend)

Sie sollten sich unbedingt eine regelmäßige Lerngruppe suchen, idealerweise treffen Sie sich in und nach den gemeinsamen Vorlesungen und bearbeiten gemeinsam die Übungsaufgaben. Dazu gehört sicher, dass Sie auch mal in ein Lehrbuch schauen, während Sie die Übungsaufgaben gemeinsam rechnen. 

2. Schritt: Prüfungsvorbereitung durch Lernen

Sie sollten spätestens 6 Wochen vor einer Prüfung mit dem Lernen beginnen. Ihr Gehirn benötigt Zeit zur Verarbeitung, niemand kann 8 Stunden am Tag konzentriert lernen oder den Stoff eines Semesters in 2 Wochen verinnerlichen. Außerdem können Sie so auch ohne Stress für mehrere Prüfungen parallel lernen.

Wie lerne ich? Verwenden Sie das Lehrbuch zur Vorlesung und die Vorlesungsunterlagen, um sich ein eigenes "Skript" zu schreiben (wichtig: handschriftlich!), in dem Sie alle Inhalte der Vorlesungsunterlagen mit dem Buch vergleichen und, ergänzt mit den Inhalten des Buchs, zusammenstellen. In einem zweiten Schritt komprimieren Sie dieses Skript, indem Sie es neu schreiben und sich überlegen, was unwichtig genug ist, um es wegzulassen - sehen Sie sich diese Inhalte genau an: können Sie sie wirklich weglassen? Das Ergebnis sollte schon deutlich kürzer sein, die Struktur des Stoffs (und der Vorlesung) sollte darin jetzt klar hervortreten. Schreiben Sie jetzt einen "Spickzettel" daraus zusammen, auf dem nur noch die Kerninhalte des Gesamtstoffs stehen. Regel: Jede Vorlesung passt auf max. 2 DIN-A3 Seiten!

Sie können ab der komprimierten Fassung kapitelweise vorgehen. Sobald Sie einen Stoffabschnitt verstanden(!) haben, gehen Sie damit zu Schritt 3 weiter.

Schritt 3: Prüfungsvorbereitung durch Üben

Üben ist erst sinnvoll, wenn Sie den Stoff verstanden haben! (siehe Schritt 2)

Sehen Sie sich zunächst exemplarisch eine Übungsaufgabe oder eine alte Klausuraufgabe zu einem Thema an. Kennen Sie die Herangehensweise und den Lösungsweg? Gehen Sie die Aufgabe Schritt für Schritt durch: Ist Ihnen jeder Schritt klar und geläufig? Falls nicht, haben Sie den Stoff noch nicht vollständig verstanden und Sie müssen zu Schritt 2 zurück. Falls Ihnen alles klar ist, können Sie jetzt mehrere Aufgaben lösen bis Sie sicher sind, dass keine unbekannten Sachverhalte mehr auftauchen und Sie etwas Routine entwickelt haben. Dies alles können Sie in Ihrer Lerngruppe gemeinsam machen oder auch alleine.

Denken Sie aber daran, dass Sie in der Klausur alleine eine Aufgabe lösen müssen und ohne Musterlösung. Dass Ihre Gruppe eine Aufgabe lösen kann oder Sie sie mit Nachsehen hinbekommen heißt nicht, dass Sie das auch alleine hinbekommen. Üben Sie also rechtzeitig, auch alleine Prüfungsfragen zu lösen. Dazu verwenden Sie z.B. bisher nicht verwendete Übungsaufgaben. 

Schritt 4: Prüfungssituation ausprobieren

Dazu nehmen Sie sich die Zeit, die Sie auch in der Klausur haben (z.B. 90 Minuten) und rechnen eine bis dahin unbekannte Probeklausur ohne Unterbrechung und ohne Musterlösung komplett durch. Markieren Sie sich, bis wohin Sie nach 90 Minuten gekommen sind, rechnen Sie aber dann die Klausur fertig und schreiben Sie die benötigte Gesamtzeit auf!

Vergleichen Sie Ihre Lösung (und die Lösungswege) dann mit der Musterlösung. Damit sollten Sie einen guten Eindruck von Ihrem Lernstand bekommen. Minimalziel sollte sein, dass Sie hierbei reproduzierbar mindesten 90% der Punkte erreichen und dazu höchstens 20% länger brauchen, als in der Klausur Zeit ist. 

Denn: Auch wenn die Einsicht während der Prüfungsvorbereitung schwerfällt, denken Sie daran: Sie lernen das nicht, um eine Klausur zu bestehen, sondern weil es zu Ihrem Gesamt-Können als IngenieurIn bzw. InformatikerIn gehört und die Basis jeder späteren Tätigkeit bildet, insbesondere auch jeder wissenschaftlichen. Zudem stellen Sie so sicher, dass Sie auch im Stress der Klausur eine anständige Leistung liefern werden!

Solange Sie so nicht genügend Punkte erreichen, gilt folgendes: Zurück zum Buch (Schritt 2), Konzept nochmal lernen, dann: nächste Runde.

Sollten Sie mit dem vorgeschlagenen Lehrbuch nicht zurecht kommen, suchen Sie sich ein anderes. Oft werden mehrere in der Vorlesung genannt, ansonsten finden Sie auch selbst weitere in unserer Bibliothek. Zu jedem Thema.

Vorbereitung auf eine mündliche Prüfung

In mündlichen Prüfungen ist ein Schwerpunkt die Abfrage des Verständnisses von Zusammenhängen sowie Fakten und Methoden. Vorgehensweisen werden besprochen und an kleinen Beispielen abgefragt (Anwendung auf konkreten Sachverhalt). Daneben ist auch die Fähigkeit wichtig, eigene Gedanken klar formulieren und damit argumentieren zu können.

Zur Vorbereitung sollten Sie wie für schriftliche Prüfungen die Schritte 1-3 anwenden.

Haben Sie verstanden, wie der Stoff insgesamt aufgebaut ist und die einzelnen Themen zusammenhängen? Können Sie die wesentlichen Inhalte der Themen erklären? Können Sie Methoden (z.B. einen Algorithmus) auf ein konkretes Beispiel anwenden und dabei Ihre Vorgehensweise erklären und begründen? Können Sie den Ablauf eines Algorithmus erklären, wenn Sie den Pseudocode vor sich haben?

Sie sollten sich in jedem Themengebiet gut genug auskennen, um die wichtigsten Punkte nennen, erläutern und im Dialog vorführen zu können. Zudem sollten Sie die Zusammenhänge zwischen Themen bzw. den Aufbau innerhalb eines Themengebiets erklären können. Die wesentlichen Diagramme (z.B. 'Blockschaltbilder') sollten Sie sehr gut verstanden haben und grob nachskizzieren können, vorgelegte Diagramme im Detail erklären können.

Hört sich sehr aufwändig an? Ja und nein: Wenn Sie den Stoff wirklich verstanden haben, können Sie automatisch auch Zusammenhänge erklären, wesentliche Punkte aufzählen und leicht(!) grobe Skizzen zeichnen. Für detailliertere Skizzen und z.B. die Erklärung von Algorithmendetails ('Pseudocode') müssen Sie sich aber tatsächlich alles sehr genau ansehen, etwas Mühe lohnt sich jedoch!

Ach ja...

Algorithmen müssen Sie bei uns nicht wörtlich auswendig lernen - entweder Sie müssen den (generellen) Ablauf erklären oder bekommen den Code zum Erklären (von Details) vorgelegt.